Bereitschaft bei jungen Menschen zur Mitwirkung in der Kommunalverwaltung ist vorhanden

In der Schweiz untersucht das Projekt PROMO 35 das Engagement junger Erwachsener in den schweizer Gemeindeexekutiven. Die Grundlage hierfür bilden Forschungsergebnisse, die auf repräsentativen Umfragen unter 1000 jungen Erwachsenen zwischen 25 und 35 Jahren sowie bei über 600 Deutschschweizer Gemeinden beruhen. Die zentralen Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: 

► Junge Erwachsene sind in der Gemeindeexekutive stark untervertreten.

► Rekrutierungspotenzial vorhanden, aber nicht abgeschöpft: Die Untersuchung zeigt, dass junge Erwachsene grundsätzlich politisches Interesse zeigen und sie sich gut vorstellen können, sich in der Gemeindepolitik zu engagieren. Das Rekrutierungspotenzial bei jungen Erwachsenen beträgt rund 20% und ist höher als erwartet. 

► Motivation vorhanden, Gemeindeämter jedoch reformbedürftig: Die Studienergebnisse zeigen, dass junge Erwachsene sich intrinsisch motiviert lassen («etwas bewegen können», «mit Leuten zusammenarbeiten» etc.). Allerdings nimmt die Bedeutung extrinsischer Faktoren («Wertschätzung», «Entschädigung», «Ansehen» etc.) zu, sobald die Personen in den Ämtern engagiert sind. Der erwartete Zeitaufwand bestimmt massgeblich mit, ob jemand ein Amt in der Gemeindeexekutive übernehmen will.  Demzufolge sind in der Ausgestaltung der Ämter die zeitlichen Bedürfnisse der potenziellen Amtsträger zu berücksichtigen und der zeitliche Aufwand zu begrenzen. Hierfür sind effiziente Sitzungen und Arbeitsprozesse anzustreben sowie moderne Kommunikationsformen in Erwägung zu ziehen. 

► Gezielte Ansprache junger Erwachsener notwendig: Junge Erwachsene werden für Ämter zu wenig angefragt. Für eine effektivere Rekrutierung braucht es eine gezielte Ansprache dieser Zielgruppe. Hier ist ein «blinder Fleck» bei den Gemeinden auszumachen, die mehrheitlich davon ausgehen, dass genügend junge Leute angefragt würden. Ebenfalls ist der Kandidatur- und Wahlprozess den jungen Erwachsenen kaum bekannt. Dies ist den Gemeinden oft nicht bewusst. Durch eine transparente und zielgruppenorientierte Kommunikation des Rekrutierungsverfahrens könnte die Zielgruppe der jungen Erwachsenen besser für eine Kandidatur mobilisiert werden.  

Warum die Schweizer nur Jugendliche über 25 Jahre befragt haben, kann ich nicht nachvollziehen. Auch in der Schweiz gibt es ein passives Wahlrecht ab 18 Jahren.  Ich halte es für notwendig, dass sich die Schule der Demokratie auf die Unterstützung von Kandidaten unter 25 Jahren beschränkt. Das ist notwendig, um sie vor Überforderung zu schützen. Die Kandidaten brauchen eine Art Welpenschutz, den ich einem 25-Jährigen nicht mehr zugestehen würde. Ich würde von einem 25-Jährigen erwarten, dass er stark genug ist, den Weg in eine politische Partei zu finden, wenn er Verantwortung übernehmen will. Darüber hinaus dürfte die Altersgrenze auch im Wahlkampf von Vorteil sein. Der Kandidat U25 bietet als unbeschriebenes Blatt eine breite Projektionsfläche für viele Wählergruppen.

Ob die von den Schweizern vorgeschlagenen Maßnahmen viel bringen werden, wage ich zu bezweifeln. Es wird übersehen, dass es eine neue Institution geben muss, die sich ausschließlich um die Nachwuchsförderung auf kommunaler Ebene kümmert. Die Kommunalverwaltung als Adressat der Maßnahme scheidet in Deutschland aus. Die hauptamtliche Verwaltung kann sich nicht in die Wahl ihres Dienstherren einmischen.

Die Schule der Demokratie ist dann erfolgreich, wenn es gelingt, junge Menschen für den Erhalt der Demokratie zu begeistern. Auch die Studie der Schweizer weist darauf hin, dass die Bedeutung einer funktionierenden Kommunalverwaltung für den Fortbestand der Demokratie vielen erst noch bewusst gemacht werden muss.

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